09.09.2018
Der unterschätzte Stadtbildverschönerer
Der Leipziger Papierkorb (Quisquiliae lipsiensis) ist eine lokale Unterart des Öffentlichen Papierkorbs (Quisquiliae publicae).
Er zeichnet sich durch eine i.A. bauchige Form und eine große Öffnung im oberen Bereich aus.
Er lebt in enger Symbiose mit dem Menschen.
90% der Papierkörbe sind als stationär zu bezeichnen, da sie, auch wenn sie Rollen haben, meist an einem Platz verbleiben. Warum einige der Papierkörbe zu Mobilität neigen, ist nicht eindeutig geklärt, zumal sie keine erkennbaren aktiven Fortbewegungsorgane aufweisen. Am ehesten ist eine Sekundär-Mobilität zu vermuten, d.h. sie wurden durch Fremdeinwirkung von ihrem Standplatz entfernt.
Die Hauptaufgabe des Quisquiliae publicae im Ökosystem besteht darin, Müll aufzunehmen und bis zur nächsten Leerung vor unkontrollierter Zerstreuung zu schützen.
Als natürliche Feinde sind im Wesentlichen der Homo diabolus ignis (Feuerteufel) und der Homo destructus mentis inops (Geistloser Zerstörer) bekannt. Hierbei ist allerdings interessant, dass der Q. lipsiensis beiden nicht zum Nahrungserwerb dient. Auch Ressourcenkonflikte gelten als ausgeschlossen. Die Intention hinter der Jagd dieser beiden Spezies auf den Q. lipsiensis ist noch völlig unverstanden.
Auf den ersten Blick erscheint es, dass der Q. lipsiensis eine aussterbende Art ist. Hat man vor geraumer Zeit noch an fast jeder Straßenecke und teilweise auch dazwischen ein Exemplar finden können, so gestaltet sich das in der Gegenwart recht schwierig. Bei genauerer Recherche fällt aber auf:
Vermutet wird eine fehlende feinmotorische oder motivatorische Kompetenz des Symbionten (Mensch). Ein Ausweichen des Q. p. beim Füllungsversuch durch den Menschen wurde jedoch noch in keinem Fall beobachtet.
In allerjüngster Vergangenheit wurde beobachtet, dass insbesondere im Zusammenhang mit Neubauprojekten auch eine Vermehrung der Papierkörbe, insbesondere des Q. viae einhergeht. Auch im jahreszeitlichen Verlauf lässt sich eine Varianz der Papierkorbdichte beobachten. Insbesondere in den Sommermonaten nimmt die Population der Qs. parcum deutlich zu.
Der Quisquiliae lipsensis lebt in enger Symbiose zum Menschen. Dieser ist sowohl für die Füllung, als auch für die Leerung essentiell. Allerdings scheint es, als sei die Symbiose einseitig ausgerichtet. So mancher Mensch kommt auf den ersten Blick auch ganz gut ohne Papierkorb aus. Insbesondere im Zusammenhang mit der relativ geringen Dichte des Bestands wird von verschiedenen Vertretern der Spezies Mensch eine Randnutzung für Müll bevorzugt, statt die durchschnittlich 500 m bis zum nächsten Exemplar eines Q. l. zu laufen. Die damit verbundene Belassung z.B. von Hundekot in der Landschaft führt zu einem weiteren Problem: der vorsätzlichen Randnutzung mit alten Wurststückchen, gefüllt mit Gift und /oder Nägeln u.ä. Unrat. Dies soll wohl der Disziplinierung der uneinsichtigen Hundehalter dienen, trifft aber meist den falschen Adressaten.
Da der Q. lipsiensis zu einem gesunden Klima in der Stadt beiträgt, sollte das natürliche Verhältnis zwischen den Symbionten Mensch und Q. lipsiensis wieder entwickelt und gefördert werden. Hier sind insbesondere die Anstrengungen der Menschen als intelligente Wesen gefragt. Denn ob der Q. lipsiensis aufgrund des ihn ignorierenden Verhaltens Wesensänderungen entwickelt, die zu verstärkter Mobilisierung führen könnten, wurde zwar nicht zweifelsfrei ermittelt, kann aber auch nicht endgültig ausgeschlossen werden.