7 Anzeichen für Schmerz beim Hund

9.09.2016

Hunde sind häufig Meister im Überspielen von Schmerzen. Und das hat seinen guten Grund: als Raubtiere, die sich in ihrer Gruppe einer bestimmten Rangordnung unterwerfen müssen, wäre es sehr unklug zu zeigen, dass man nicht topfit ist. Wenn seine Gefährten sehen, dass der Hund humpelt, würde sie ihn deswegen gewiss nicht bemitleiden, im Gegenteil, er läuft Gefahr, seine  Position in der Gemeinschaft zu verlieren, als Sexualpartner unattraktiv und im schlimmsten Fall gemobbt oder aus dem Jagdverband ausgestoßen zu werden.

 

Dabei ist nicht jeder Hund gleich: mancher leidet jammernd schon "vorbeugend", andere Hunde tragen sprichwörtlich  ihren eigenen Kopf noch freudestrahlend unter dem Arm.

Wozu gibt es eigentlich den Schmerz?

Der Schmerz an sich ist keine Krankheit. Er ist ein effektives Mittel des Körpers mitzuteilen, dass irgendetwas nicht stimmt. Ein kluger Organismus beginnt dann sofort, Gegenmaßnahmen zu ergreifen: Er schickt Kaskaden von Montagehelfern zu den Verletzungen im Körper, um diese zu heilen. Er zieht Muskulatur zusammen, um z.B. eine Pfote aus einem Gefahrengebiet zu bringen. Er bringt uns dazu, Ungeziefer abzuschütteln oder Hilfe zu suchen.

Wenn aber lange Zeit die Ursache des Schmerzes ignoriert wird, entstehen ernsthaftere Erkrankungen, die Muskulatur verspannt sich, die Psyche und die Lebensqualität leidet.

 

Da wir uns zu Recht für das Wohlergehen unseres Vierbeiners verantwortlich fühlen und frühzeitiges Eingreifen bei Schmerzen verhindert, dass sich chronische Erkrankungen entwickeln, ist es gut zu wissen, welche Anzeichen auf Schmerzen beim Hund hinweisen können, damit wir  gegebenenfalls bei einem Tierarzt Gewissheit erbitten können.

1. Jede Abweichung vom normalen Verhalten kann Schmerz bedeuten

Hund Schmerz Hundephysiotherapie Heike Amthor Leipzig
Hund hat Schmerzen; Bildquelle: Pixabay

Wenn Sie vermehrt ein verändertes Verhalten bei Ihrem Hund feststellen, welches keinem anderen Grund wie Wetteränderung, Veränderungen in der Umgebung (räumlich wie personell), Futterumstellung, Fellwechsel u.a.  zuzuordnen ist, könnten dies Anzeichen von Schmerzen und damit Symptome einer Erkrankung sein.

2. Verstärktes Lecken an immer wieder derselben Stelle

Sie kennen es selber: wenn etwas im Körper schmerzt, berühren wir die Stelle mit der Hand und versuchen den Schmerz weg zu reiben. Nichts anderes macht der Hund, wenn er sich zum Beispiel vermehrt die Pfote leckt. Er versucht den Schmerz auf diese Weise los zu werden.

Bemerken Sie also, dass Ihr Hund immer wieder dieselbe Stelle leckt, ohne dass dort eine deutliche Verschmutzung oder Hautveränderung zu entdecken ist, könnte es sich um Anzeichen für eine schmerzhafte Krankheit, z.B. Arthrose handeln.

3. Hecheln

Das Hecheln dient dem gesunden Hund zum Ausgleich der Körpertemperatur. Es ist immer zu beobachten, wenn die Temperaturen steigen oder der Hund eine anstrengende Tätigkeit ausgeführt hat. Aber auch bei Stress beginnen die Hunde zu hecheln. Das kann sein, wenn etwas Neues, Aufregendes entdeckt wurde, wenn sich irgendwelche Umweltparameter geändert haben, wenn der Hund wegen irgendetwas unsicher ist usw.- oder wenn er Schmerzen verspürt. Häufig kommt dann auch noch ein Muskelzittern dazu.

4. Verhaltensänderungen

Dazu gehören

  • Ungewöhnliche Aggressionen
  • Ungewöhnliches Ausweichen
  • Das Zeigen von Beschwichtigungszeichen in ungewöhnlichen Situationen, z.B. bei der Fellpflege, die der Hund sonst gut akzeptiert hat
  • Knurren und/ oder Schnappen oder sogar Beißen  beim Berühren bestimmter Körperpartien
  • Veränderter Bewegungsdrang (Rastlosigkeit oder erhöhtes Ruhebedürfnis)
  • "keine Lust", ins Auto zu steigen, Treppen hoch oder hinunter zu laufen oder auf andere erhöhte Positionen zu springen
  • Mehrfaches Drehen um die eigene Achse vor dem Hinsetzen und deutliches Zögern oder Schwierigkeiten beim Lagewechsel
  • Passgang (bei diesem Gangbild berühren die Gliedmaßen einer Seite beim Laufen (nahezu) gleichzeitig den Boden)
  • Veränderte Körperhaltung beim Lösen von Kot oder Urin
  • Wenig Appetit
  • Winseln oder andere ungewöhnliche Lautäußerungen
  • und anderes

Nicht bei jedem dieser Symptome muss es sich um Hinweise auf Schmerzen handeln. Sollten Sie sich nicht sicher sein, was es mit der Veränderung des Verhaltens Ihres Hundes auf sich hat, lassen Sie es vorsichtshalber von einem Tierarzt abklären.

 

Wichtig:

Jeder seriöse Hundetrainer, den Sie wegen der Verhaltensauffälligkeiten kontaktieren, sollte Sie als erstes fragen, ob ein Arzt schmerzhafte Prozesse bei Ihrem Hund ausgeschlossen hat!

5. Aufgekrümmter Rücken und/ oder harter Bauch

Diese Symptome sind typisch für Probleme wie Bauchschmerzen unterschiedlichster Ursache oder Wirbelsäulenverletzungen.

6. Veränderte Fellbeschaffenheit

Hier geht es um struppiges und/ oder glanzlos gewordenes Fell oder um veränderte Wirbel. Letztere lassen sich möglicherweise dadurch erklären, dass der Schmerz eine Verspannung im Bereich unter dem Haarkleid verursacht. Diese lässt dann buchstäblich die Haare "zu Berge" stehen. Oft kommt hier auch ein Zucken der Muskulatur in diesem Bereich hinzu, wenn man es z.B. bei der Fellpflege oder beim Streicheln berührt.

7. Verändertes Gangbild

Hund humpelt, Hund hinkt, verändertes Gangbild Hund
Keine Lust mehr...; Bildquelle: Pixabay

Jedes Lahmen, Humpeln oder Schonen einer Gliedmaße sollte als Symptom für Schmerzen ernst genommen werden. Auch sollten Sie stutzig werden, wenn der Hund beim Laufen die Hüfte stärker in Richtung der nach vorn geführten Hintergliedmaße schwingt.

Was leistet die Physiotherapie in diesen Fällen?

Hat Ihr Tierarzt aufgrund Ihrer Beobachtungen eine Erkrankung Ihres Tieres festgestellt, ist die Physiotherapie eine zusätzliche wertvolle Unterstützung für die rasche Linderung der Beschwerden Ihres Hundes: 

  • Durch die Beeinflussung von Muskelspannung, Gelenkstellung, Verteilung von Belastungen u.a. erholt sich die geschädigte Struktur, sodass die Lebensqualität Ihres Hundes wieder deutlich zunimmt.
  • Möglicherweise notwendige Operationen können hinausgezögert oder ganz vermieden werden. Jede Narkose ist immer ein Risiko!
  • Die Zeit bis zur Wiederherstellung der Gesundheit Ihres Hundes kann (z.B. nach Operationen) deutlich verkürzt werden
  • Der Einsatz von Schmerzmitteln kann reduziert werden. Dies schont den Organismus, insbesondere Leber und Nieren. Und Ihren Geldbeutel.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Hund viel Gesundheit und gegebenenfalls gute Besserung!

Kommentare: 0