Möglichkeiten der Blutegel-Therapie

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Blutegeltherapie am Hund; hier zur Unterstützung der Wundheilung bei einer Bissverletzung

Die Blutegeltherapie ist schon seit vielen Jahrhunderten bekannt. In der modernen Medizin ist sie leider etwas in den Hintergrund geraten, aber derzeit erfreut sie sich wieder wachsender Beliebtheit. Und das kommt nicht von ungefähr: hat man doch mit den Blutegeln ein Heilmittel zur Verfügung stehen, das Möglichkeiten bei vielfältigen Erkrankungen zur Linderung der Beschwerden bieten kann. 

 

Dies machen rund 200 Inhaltsstoffe möglich, die bei der Nahrungsaufnahme  des Blutegels an seinen Wirt über den Speichel weitergegeben werden.

 

Primär dienen diese Stoffe dazu, es dem Wirt nicht als unangenehm erscheinen zu lassen, wenn der Blutegel seine Mahlzeit einnimmt. Denn viele sind schmerzstillend und bekämpfen Entzündungen.

Die Wirkstoffe im Speichel des Blutegels

Die Wirkstoffe im Speichel des Blutegels sind sehr vielfältig. Sie 

  • bewirken eine Schmerzlinderung
  • hemmen Entzündungen
  • fördern die Durchblutung
  • vermindern die Blutgerinnung
  • lockern Gewebe auf
  • wirken antibiotisch
  • können Wundheilung fördern
  • wirken Lymphstau entgegen

Anwendung in der Hundephysiotherapie

Diese Möglichkeiten kann man sich in der Hundephysiotherapie bei vielen Krankheitsbildern zunutze machen. Denn oft verhilft schon eine Anwendung z.B. bei Spondylose-Schmerzen dem Patienten über ein halbes Jahr zu einer deutlich gesteigerten Lebensqualität. 

 

Bei folgenden Erkrankungen kann die Blutegel-Therapie hilfreich sein:

  • Arthrose
  • Spondylose
  • Hüftdysplasie
  • nach Op´s zur schnelleren Verheilung der Narben
  • nach Kreuzbandriss zur schnelleren Wiederherstellung der Belastbarkeit des Knies
  • nach Bandscheibenvorfällen mit und ohne Operation
  • beim Vestibularsyndrom
  • allgemein bei Schmerzen
  • bei schlecht heilenden Wunden
  • u.v.a.m.

Wie läuft die Behandlung ab?

Nachdem wir alles Wichtige besprochen haben und alle Ihre Fragen beantwortet sind, werden die Egel an die vorgesehenen Stelle gebracht. In der Regel beißen sie recht schnell an. Nun heißt es warten. Bis zu zwei Stunden kann es dauern, bis der Egel seine Blutmahlzeit beendet hat. Danach fällt er einfach ab.

 

Nun beginnt die Phase des Nachblutens. Diese ist notwendig, um die Wunde zu reinigen und noch überflüssige Schadstoffe, die sich im Laufe der Zeit im Gewebe angesammelt hatten, abzutransportieren. Außerdem vermindert die Blutung die Gefahr der Besiedlung mit Krankheitserregern von außen. Sie sollte also nicht mit Druckverbänden o. ä. unterbunden werden. Die Anlage eines leichten, saugfähigen Verbandes, z. B. einer Windel, ist zum Schutz der Kleidung und der Umgebung aber möglich. Denn die Blutung kann bis zu 24 Stunden anhalten.

Was ist vor und nach der Behandlung zu beachten?

Blutegel mögen keine starken Düfte. Ätherische Öle oder Futterzusatzstoffe zur Zecken- und Flohabwehr verändern den natürlichen Geruch der Haut Ihres Hundes, sodass die Egel ungern beißen. Sie sollten diese Mittel, ebenso wie Flohhalsbänder, Hautdesinfektinslösungen u.ä. mindestens drei Tage vor der Behandlung nicht anwenden. 

 

Die Blutegeltherapie darf nicht angewendet werden, wenn Sie Ihrem Tier blutverdünnende Medikamente geben müssen. Die Wirkung von Medikament und den blutverdünnenden Substanzen des Egels würden sich potenzieren!

 

Bei der Gabe von Herzmedikamenten und Schmerzmitteln ist Vorsicht geboten. Fragen Sie Ihren Tierarzt, was er Ihnen dazu in Hinblick auf eine Blutegeltherapie rät.

 

Nach der Therapie sollte Ihr Hund keine anstrengenden Dinge mehr tun müssen. Die Therapie strengt ihn an, sodass danach maximal ein kleiner ruhiger Spaziergang gemacht werden sollte.

 

Manche Hund reagieren auf den plötzlichen Verlust ihrer Schmerzen mit Übermut. Lassen Sie Ihren Hund trotzdem möglichst ruhig bleiben, nicht dass er sich überanstrengt!

Welche Nachwirkungen können beobachtet werden?

Die folgenden Nachwirkungen stellen keine Gefahr für Ihr Tier dar und sind sogar zum Teil erwünscht:

  • Nachblutung (bis 24 Stunden, in Einzelfällen bis zu 48 Stunden)---> NOTWENDIG!
  • lokale Schwellungen (selten, unbedenklich)
  • lokale Wärme (selten, unbedenklich)
  • Schwellungen über einen größeren Bereich (Kühlen!) kann eine Sekundärinfektion sein oder eine Unterdosierung
  • Müdigkeit oder Abgeschlagenheit aufgrund der anstrengenden Regeneration
  • Übermut aufgrund plötzlicher Schmerzfreiheit- sollte unterbunden werden

Wann sollte keine Blutegel-Therapie erfolgen?

Folgende Kontraindikationen sollten beachtet werden:

  • Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten
  • schlechter Allgemeinzustand
  • Anämie/ Leukämie
  • Hohes Fieber
  • schlechter Ernährungszustand
  • bestimmte Tumorerkrankungen

Sie haben Fragen oder möchten eine individuelle Beratung zum Thema? Rufen Sie mich gerne an!

 

Lesen Sie auch meinen Blogbeitrag zum Thema: Blutegel Hiru Do stellt sich vor

Das Wichtigste in Kürze

Ein Leitfaden zu den wichtigsten externen Faktoren und der sicheren Anwendung

Beeinflusst das Wetter den Therapieerfolg?

Eine häufige Frage ist, ob das Wetter die Wirksamkeit der Blutegeltherapie beeinflusst. Die kurze Antwort: Die Wirkung der Substanzen bleibt gleich, aber das Verhalten der Egel kann sich ändern. Blutegel sind extrem sensibel gegenüber atmosphärischen Veränderungen. Entdecken Sie hier interaktiv, wie Egel auf unterschiedliche Wetterlagen reagieren.

Wählen Sie eine Wetterlage:

Fazit: Ein "Misserfolg" bei bestimmten Wetterlagen liegt nicht an einer geringeren Wirksamkeit, sondern an der möglichen Beißunlust der sensiblen Tiere. Ein erfahrener Therapeut und eine ruhige Umgebung sind hier entscheidend.

Vorbereitung, Risiken & Kontraindikationen

Die Sicherheit des Tieres hat oberste Priorität. Eine sorgfältige Vorbereitung ist entscheidend für den Erfolg und die Vermeidung von Komplikationen. In diesem Abschnitt finden Sie die wichtigsten Kontraindikationen und Vorbereitungsmaßnahmen. Bestimmte Medikamente und Zustände schließen eine Therapie aus oder erfordern besondere Vorsicht.

Absolute Kontraindikationen (Behandlung nicht möglich)

Blutverdünnende Medikamente

Die gleichzeitige Gabe potenziert die Wirkung und kann zu lebensgefährlichen Blutungen führen. Dies umfasst:

  • Synthetische Mittel (z.B. Marcumar, Heparin, Rimadyl)
  • Pflanzliche Mittel (z.B. Teufelskralle, Weidenrinde)

Müssen mind. 3 Tage vorher abgesetzt werden (Tierarzt-Rücksprache!).

Bestimmte Gesundheitszustände

Bei folgenden Diagnosen ist eine Therapie ausgeschlossen:

  • Anämie (Blutarmut), Leukämie
  • Fieber, akute Infektionen
  • Trächtigkeit
  • Starke Immunschwäche
  • Bestimmte Tumorerkrankungen
  • Körpergewicht unter 5-7 kg

Wichtige Vorbereitungsmaßnahmen

Gerüche und äußere Anwendungen vermeiden

Blutegel sind extrem geruchsempfindlich und beißen bei starken Düften nicht. Verzichten Sie daher vor der Behandlung auf:

  • 2-3 Tage vorher: Shampoos, Cremes, Salben, ätherische Öle.
  • 7 Tage vorher: Spot-on-Präparate (Floh- & Zeckenschutz).
  • Am Behandlungstag: Knoblauch im Futter, Rauchen in der Nähe des Hundes.

Die Haut des Hundes an der Behandlungsstelle muss sauber und geruchsneutral sein.

Dieser interaktive Leitfaden dient der Information und ersetzt keine professionelle Beratung durch einen qualifizierten Tierarzt oder Therapeuten.

Wichtige Hinweise aufgrund des neuen Tierarzneimittelgesetzes

Blutegel, Blutegeltherapie auf Rezept
Blutegel sind ein nur für die Humanmedizin zugelassenes apothekenpflichtiges Medikament

Das neue Tierarzneimittelgesetz ist am 28.1.2022 in Kraft getreten. Was bedeutet das für mich und meine Arbeit?

Ich darf nun keine Blutegelbehandlung mehr wie bisher durchführen. Auch Sie dürfen den Blutegel nicht an Ihrem Tier ansetzen, weil er ein nur für den Humanbereich zugelassenes apothekenpflichtiges Arzneimittel ist.  Aber das ist kein Beinbruch ;-)

 

Das Gesetz sieht vor, dass wir Tier - Physiotherapeuten Blutegel nur auf Anordnung von einem Tierarzt anwenden dürfen. Sie besorgen sich also von Ihrem Tierarzt ein Rezept, ich die Blutegel und dann kann Ihrem Hund auch weiterhin mit dieser Methode gut geholfen werden.

 

Schon im Vorfeld habe ich Kontakt mit verschiedenen Leipziger Tierärzten aufgenommen und überwiegend positive Reaktionen bekommen. Ob auch Ihr Arzt diesbezüglich schon mit mir zusammenarbeitet, oder welche Alternativen ich Ihnen nennen kann, können wir gerne besprechen!

Kommentare: 2
  • #2

    Heike (Freitag, 15 Juli 2022 16:15)

    Hallo Katja, schreib mir mal bitte eine E-Mail wegen deines Anliegens: amthor@hundephysiotherapie-in-leipzig. Danke!

  • #1

    Katja Aberle (Freitag, 15 Juli 2022 16:08)

    Hallo, ich bin auch Tierphysiotherapeutin und wurde von einem TA gefragt, ob was bestimmtes auf dem Rezept stehen muss??? Kannst Du mir da vielleicht weiterhelfen, ich habe bisher nichts im Netz gefunden.

    LG Katja