Spondylosen beim Hund – was wirklich dahinter steckt

Viele Hundebesitzer erschrecken, wenn sie beim Auswerten des Röntgenbildes die Diagnose Spondylose hören. Häufig taucht dann die Frage auf: „Woher kommt das eigentlich – und was bedeutet das für meinen Hund?“

Auch in der Fachwelt wird diskutiert, ob Spondylosen vom Wirbelkörper selbst ausgehen – oder ob sie aus dem umgebenden Bindegewebe, also dem sogenannten ventralen Faszienstrang, entstehen. Im Folgenden finden Sie eine verständliche Einordnung mit klaren therapeutischen Konsequenzen.

1) Wie entsteht eine Spondylose?

Früher nahm man an, dass knöcherne Zubildungen (Spondylophyten) direkt vom Wirbelkörper „aus dem Knochen heraus“ wachsen. Heute weiß man, dass diese Veränderungen meist an den Wirbelrändern entstehen – dort, wo die äußeren Fasern der Bandscheibe und das vordere Längsband ansetzen.

Diese Anheftungsstellen nennt man Enthesen. Wirken hier über längere Zeit Zugkräfte oder kleine Instabilitäten, reagiert der Körper mit Knochenneubildung, um den Bereich zu stabilisieren. Spondylosen sind daher überwiegend eine mechanische Anpassungsreaktion – keine Entzündung und kein „Fehlwachstum“.

2) Die Faszien-These – was ist dran?

Neuere Überlegungen betonen den Einfluss von Faszien, also Bindegewebsstrukturen, die Muskeln, Organe und Knochen verbinden. Entlang der Körpervorderseite verläuft der ventrale Faszienstrang (vom Hals über den Brustkorb bis zum Becken). Manche vermuten, dass Dauerzug entlang dieser Linie Spondylosen begünstigen könnte.

Diese Idee ist anatomisch plausibel, aktuell jedoch nicht wissenschaftlich belegt. Der besteklärte Mechanismus bleibt die mechanische Reaktion an den Enthesen (Band-/Faseransatz am Knochen).

3) Spondylose oder DISH – der Unterschied auf einen Blick

Spondylose deformans

  • Reaktion auf lokale Instabilität/Abnutzung der Bandscheibe
  • Oft einzelne knöcherne Brücken zwischen Wirbeln
  • Bandscheibenhöhe häufig vermindert
  • Häufig im Lendenbereich oder im Übergang vom Rippenbereich zur Lendenwirbelsäule
  • Oft symptomlos, manchmal Steifheit/Schmerz

DISH (Diffuse Idiopathische Skelettale Hyperostose)

  • Systemische Knochenneubildung entlang des vorderen Längsbandes
  • Fließende Verknöcherung über ≥ 4 Wirbelabschnitte
  • Bandscheibenhöhe meist normal erhalten
  • Oft im Brustbereich, also dort, wo sich die Rippen befinden
  • Deutliche Bewegungssteife; erhöhtes Risiko für Wirbelfrakturen

Zur Orientierung:
Brustwirbelsäule (thorakal) = der Bereich, wo sich die Rippen befinden.
Lendenwirbelsäule (lumbal) = der Abschnitt der Wirbelsäule, der sich über dem weichen Bauchraum befindet, bevor sie zum Becken übergeht.

4) Was bedeutet das für die Physiotherapie?

Gemeinsame Grundprinzipien

  • Sanfte, kontrollierte Mobilisation – keine ruckartigen Manipulationen
  • Beweglichkeit erhalten in den noch gesunden Abschnitten
  • Schmerzreduktion durch gezielte Muskel- und Faszienlockerung
  • Stabilität/Koordination (Core, Schulter- & Beckengürtel) systematisch aufbauen
  • Alltag anpassen: rutschfeste Unterlagen, kontrolliertes Ein-/Aussteigen, keine Sprungbelastungen

Speziell bei Spondylose

Die knöcherne Brücke ist eine Stabilisierungsreaktion. Ziel: Muskeltonus normalisieren, Nachbarsegmente sanft mobilisieren, Tiefenstabilität (Core) verbessern.

Speziell bei DISH

  • Großflächige Rigidität berücksichtigen: Atemtherapie/Thoraxmobilität, Hüft- und Schulter-ROM erhalten
  • Sicherheitsfokus: keine Sprünge/ruckartige Bewegungen (Frakturrisiko reduzieren)
  • Gangschule: kontrollierte, ruhige Sequenzen, kurze Einheiten, saubere Technik

5) Myofasziale Arbeit – sinnvoll, aber korrekt gerahmt

Faszienbehandlungen verbessern Bewegung, Durchblutung und Körperwahrnehmung. Sie dienen nicht dazu, Knochenbrücken „aufzulösen“, sondern die Bewegungsökonomie zu verbessern – besonders entlang Rücken- und Bauchfaszien, kombiniert mit Atmung und Stabilität.

Fazit

Spondylosen entstehen überwiegend als mechanische Anpassung an Belastung/Instabilität. Die reine Faszien-Entstehung ist aktuell nicht belegt. Für die Therapie zählen schmerzadaptiertes Bewegen, Stabilität und Alltagsanpassung.

Hinweis: Die Behandlung sollte stets in Absprache mit Ihrer Tierärztin/Ihrem Tierarzt erfolgen – insbesondere bei neurologischen Auffälligkeiten, deutlichen Schmerzen oder Gangbildveränderungen.

Sie haben diese Diagnose erhalten?
Ich bin gern für Ihren Hund da und berate Sie individuell – damit Bewegung wieder Freude macht und Ihr Hund sich im eigenen Körper wohlfühlt.

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