Wenn Luki plötzlich zur Seite prescht, weil irgendwo ein ganz besonders spannender Duft lockt, dann zieht es mir schon fast selbst im Rücken. Ich sehe, wie sich ihre ganze Körperachse verdreht, wie die Leine straff wird – und spüre beinahe körperlich, welche Spannung in diesem Moment auf ihre zarte Wirbelsäule wirkt.
Solche Situationen sind Alltag: Der Hund sieht etwas, zieht leicht seitlich, das Geschirr hält dagegen – und doch ahnen viele gar nicht, welche Kräfte dabei im Inneren wirken. Deshalb wollte ich es genauer wissen und habe recherchiert, wie sich seitlicher Zug tatsächlich auswirkt – sowohl beim Geschirr als auch beim Halsband.
Normalerweise läuft der Zug – etwa bei einem gut angepassten Y-Geschirr – von hinten gerade über den Brustkorb. So kann die Muskulatur symmetrisch arbeiten, und die Kräfte werden gleichmäßig über den Körper verteilt.
Kommt der Zug aber seitlich oder schräg, verändert sich das Bild sofort:
Einmalig ist das meist unproblematisch. Wird seitlicher Zug jedoch häufig wiederholt – z. B. durch dauerhaftes Führen auf derselben Seite oder Front-Clip unter Zug – summieren sich diese kleinen Ungleichgewichte.
Besonders empfindlich reagiert der Bereich, in dem sich Hals- und Brustwirbelsäule treffen. Hier bündeln sich Bewegung und Kraft – etwa beim Abbremsen, Springen oder schnellen Richtungswechseln. Seitliche Zugkräfte erzeugen dort Torsion (Verdrehung der Wirbel gegeneinander). Die kleinen Wirbelgelenke (Facettgelenke) und die Bandscheiben müssen das ausgleichen; bei Wiederholung drohen Reizzustände und muskuläre Schutzspannungen.
Beim Halsband wirkt die Zugkraft auf einer kleinen Fläche direkt am Hals. Zieht der Hund zur Seite oder läuft ruckartig in die Leine, entsteht ein Drehmoment um die am Brustkorb angrenzenden Halswirbel. Belastet werden:
Sichtbare Folgen können lokale Verspannungen, Blockierungen, Kopfschiefhaltungen oder ein „Schieftragen“ des Halses sein – besonders bei empfindlichen oder bereits vorgeschädigten Hunden.
Langfristig führt einseitiger Zug zu asymmetrischem Muskelaufbau: Die eine Seite wird verkürzt und verspannt sich, die Gegenseite wird gedehnt und instabil. Im Bewegungstest zeigen sich häufig Schiefhaltungen („Banane“), unterschiedliche Schrittlängen, einseitiges Lecken/Kratzen an der Brust und eine erhöhte Empfindlichkeit beim Strecken oder Biegen. So entsteht aus kleinen täglichen Zügen eine chronische Schieflage, die letztlich auch die Bandscheiben einseitig stärker belastet.
Seitlicher Zug wirkt auf die Wirbelsäule wie eine unsichtbare Drehkraft. Kurzzeitig unproblematisch – in der Wiederholung jedoch ein spürbarer Stressfaktor für Bandscheiben, Faszien und Muskulatur. Darum: besser zentriert, weich gedämpft und regelmäßig seitengewechselt, damit Ihr Hund sich geschmeidig, locker und symmetrisch bewegen kann.
Auch Physiotherapie kann helfen. Kommen Sie gerne vorbei und lassen Sie sich passende Übungen zeigen, um das Risiko für Ihren Hund gering zu halten!