Warum Faszien der Schlüssel zu Bewegung, Heilung und Schmerzfreiheit sind
„Sie massieren ja nur, ist das die ganze Dienstleistung, die Sie zu bieten haben?“
Diesen Satz hören viele Hundephysiotherapeuten immer wieder – und er zeigt, wie wenig bekannt ist, was tatsächlich hinter der modernen Tierphysiotherapie steckt. Eine der faszinierendsten und
zugleich am meisten unterschätzten Strukturen im Körper ist die Faszie. Sie ist weit mehr als nur eine „Hülle“ für Muskeln – sie ist ein hochdynamisches, sensitives und
kommunikatives Netzwerk, das Beweglichkeit, Kraftübertragung und Schmerzempfinden maßgeblich beeinflusst.
Gerade in der Hundephysiotherapie spielt die Arbeit an den Faszien eine zentrale Rolle – sowohl bei der Behandlung von Erkrankungen als auch in der Rehabilitation nach Operationen.
Faszien sind bindegewebige Strukturen, die Muskeln, Organe, Knochen und Gelenke umhüllen, verbinden und voneinander trennen. Sie bilden ein durchgängiges Netzwerk, das den gesamten Körper des Hundes durchzieht – von der Nasenspitze bis zur Rute.
Sie sorgen dafür, dass Muskeln reibungslos gleiten können, leiten Kräfte weiter, speichern Energie und sind gleichzeitig ein wichtiges Sinnesorgan. Reich an Mechanorezeptoren und Schmerzrezeptoren reagieren Faszien empfindlich auf Druck, Zug und Spannung.
Viele orthopädische oder neurologische Probleme des Hundes sind nicht ausschließlich muskulär oder knöchern, sondern faszial mitbedingt. Faszien passen sich an Belastung, Bewegung und Verletzungen an – manchmal auf adaptive, manchmal auf pathologische Weise.
Faszienarbeit ist hier kein „Luxus“, sondern eine notwendige Maßnahme, um die physiologische Bewegungskette wiederherzustellen und Kompensationsmuster zu vermeiden.
Erkrankungen wie Arthrose, Spondylose oder Hüftdysplasie führen nicht nur zu strukturellen Veränderungen im Gelenk, sondern auch zu sekundären faszialen Spannungsstörungen:
Die Behandlung solcher myofaszialen Ketten erfordert mehr als Massage – sie verlangt anatomisches Verständnis, präzise Palpation und gezielte Techniken, um den Tonus zu regulieren und das Gewebe wieder elastisch zu machen.
Auch bei Bandscheibenvorfällen oder Cauda-equina-Syndromen zeigen sich fasziale Reaktionen. Nervenreizungen führen zu reflektorischen Spannungsänderungen im umliegenden Bindegewebe. Sanfte, indirekte Faszienarbeit kann hier Schmerzen reduzieren, den Lymphfluss fördern und die neuronale Regulation unterstützen.
Die Aussage „Sie massieren ja nur“ unterschätzt die Komplexität und Wirksamkeit manualtherapeutischer Arbeit in der Hundephysiotherapie. Faszienbehandlung bedeutet nicht „ein bisschen Streicheln“, sondern:
Ein erfahrener Therapeut kann über die Faszien den gesamten Bewegungsapparat positiv beeinflussen – oft mit erstaunlicher Wirkung auf Haltung, Gangbild und Verhalten.
Die Faszien sind das verbindende Element zwischen allen Strukturen des Körpers. Wenn sie verklebt, überlastet oder unterfordert sind, leidet die gesamte Funktion. Die moderne Hundephysiotherapie versteht daher den Körper als ein bewegliches System aus Spannung und Gegenspannung, das nur dann gesund bleibt, wenn alle Teile miteinander kommunizieren können.
Eine ganzheitliche Behandlung berücksichtigt deshalb immer auch die fasziale Ebene – ob nach einer Operation, bei Schmerzen oder zur Prävention bei Sporthunden.
Faszien sind die unsichtbaren Dirigenten der Bewegung.
In der Hundephysiotherapie ist die Arbeit an ihnen keine bloße Massage, sondern eine wissenschaftlich fundierte, tiefgreifende Behandlungsmethode, die Schmerzen lindert,
Beweglichkeit verbessert und Heilungsprozesse beschleunigt.
Wer Faszien versteht, behandelt nicht nur Symptome – er unterstützt den Körper des Hundes darin, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
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