Dackel und Gelenke – warum kurze Beine mehr Druck machen

Neulich sah ich einen Dackel – klein, rundlich, mit den typischen O-Beinen. Er watschelte tapfer über den Weg, der Rücken leicht durchhängend, der Bauch fast am Boden. Und ich dachte: Wie fühlen sich wohl seine Gelenke an? Wie sehr unterscheidet sich die Belastung im Körper von so einem Dackel – im Vergleich zu einem großen, langbeinigen Hund, etwa einem Schäferhund?

Kurze Beine – großer Hebel

Vielleicht denken Sie jetzt: „Der ist ja kleiner, der hat doch weniger Gewicht zu tragen!“ – aber das täuscht. Bei kurzbeinigen Hunden sind die Knochen kürzer, die Gelenke stärker angewinkelt, und die Muskeln müssen deutlich mehr Kraft aufbringen, um den Körper zu stützen. Das bedeutet: Im Verhältnis zum Körpergewicht wirken in den Gelenken höhere Drücke.

  • Langbeinige, sportliche Hunde wie Greyhounds arbeiten mit günstigen Hebeln – die Beine stehen nahezu senkrecht, die Muskeln können effizient arbeiten.
  • Bei kurzbeinigen Hunden ist der Winkel zwischen Knochen und Boden „spitzer“. Der Hebel, über den die Kräfte wirken, wird länger – die Muskeln müssen mehr Zug entwickeln, um das gleiche Gewicht zu halten.

Das führt dazu, dass die Gelenke von kurzbeinigen Hunden oft doppelt so stark belastet sind wie die von hochbeinigen – besonders, wenn auch noch Übergewicht dazukommt.

Und dann noch das Thema O-Beine

Die typischen O-Beine beim Dackel sind keine Seltenheit – sie entstehen durch die besondere Knochenform bei dieser Rasse. Das Gewicht verteilt sich dadurch nicht mehr gleichmäßig auf der Gelenkfläche, sondern stärker auf die Innenseite des Gelenks. So entsteht mit jedem Schritt ein einseitiger Druck, der auf Dauer den Gelenkknorpel überlastet und schädigen kann.

Viele Dackel entwickeln dadurch schon früh Gelenkentzündungen und in der Folge Arthrosen oder Veränderungen an der Wirbelsäule.

Treppensteigen – für Dackel doppelt anstrengend

Ein normaler Treppentritt ist für einen Schäferhund kaum der Rede wert. Für einen Dackel dagegen entspricht dieselbe Stufe fast der gesamten Länge seines Beins. Er muss also beim Hochsteigen deutlich mehr beugen, strecken und Kraft aufbringen, um jede Stufe zu schaffen. Auch die Muskulatur entlang der Wirbelsäule muss dabei viel stärker mitarbeiten, was auf Dauer zu zusätzlichen Belastungen und Problemen an der Wirbelsäule führen kann. Beim Runtergehen wiederum landen die ganzen Stoßkräfte auf den Vorderbeinen, Ellenbogen und Schultern.

  • Beim Hochsteigen wird die Hüfte stark gestreckt, das Knie tief gebeugt – mehr als beim normalen Laufen.
  • Beim Runtersteigen müssen Schulter und Ellenbogen stark nachgeben, um den Körper abzufangen.
  • Die Gelenke bewegen sich über größere Winkel – mehr Reibung, mehr Druck, mehr Verschleiß.

Für kurzbeinige Hunde sind Stufen keine Kleinigkeit – sondern ein echter Kraftakt für Muskeln, Sehnen und Knorpel. Mit gezieltem Muskelaufbau und rückenschonendem Alltag können Sie hier viel Gutes bewirken.

Wenn Liebe zu einer Form wird, die weh tut

Dackel sind Herzenshunde. Ihr treuer Blick, ihr Mut, ihr Witz – man kann gar nicht anders, als sie zu mögen. Doch manchmal steht genau diese Liebe im Widerspruch zu dem, was ihrem Körper guttut. Die kurzen Beine, der lange Rücken, die krummen Vorderläufe – all das ist kein Fehler des einzelnen Hundes. Es ist das Ergebnis einer Zucht, die sich über Generationen an einem bestimmten Bild orientiert hat: dem „typischen“ Dackel. Nur: Was wir so liebenswert finden, ist für den Hund oft eine tägliche körperliche Herausforderung. Jeder Schritt, jede Treppe, jede kleine Sprungbewegung verlangt seinem Bewegungsapparat mehr ab, als seine Gelenke eigentlich tragen sollten.

Dackel mit traurig-fragendem Blick steht vor einer Treppe und hebt ein Vorderbein an – symbolisch für die körperliche Belastung kurzbeiniger Hunde.
Dackel – kurze Beine, große Herausforderung!

Fazit

Ein Dackel bleibt ein wunderbarer Begleiter – treu, klug und charmant. Aber sein Körper erzählt eine Geschichte, die uns zum Nachdenken anregen darf.

Nicht nur der Dackel, auch viele andere Hunderassen, deren Körperbau längst nicht mehr den natürlichen, physiologischen Gegebenheiten folgt, müssen Tag für Tag mit den Folgen leben – mit Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder stiller Anstrengung bei jedem Schritt.

Wenn wir es schaffen, das zu erkennen, und beginnen, unsere kurzbeinigen Hunde und all jene mit besonderen Körperformen nicht nur gesünder zu züchten, sondern ihnen auch einen Alltag zu gestalten, der ihren körperlichen Möglichkeiten wirklich gerecht wird, dann ehren wir unsere Hunde wirklich – nicht nur mit Zuneigung, sondern auch mit Verantwortung. 🐾

Und genau hier kann die Hundephysiotherapie einen wichtigen Beitrag leisten – präventiv, um Gelenke und Rumpfmuskulatur zu stärken, und akut, wenn bereits Beschwerden bestehen. Sie hilft, Schmerzen zu lindern, Beweglichkeit zu erhalten und Ihrem Hund ein Stück Lebensqualität zurückzugeben. 💚