Hundephysiotherapie · Rücken & Bewegung
Viele Kundinnen und Kunden fragen: „Mein Hund hat oder hatte einen Bandscheibenvorfall – welches Geschirr ist dann geeignet?“ Die Antwort hängt weniger von der Marke ab als von Kraftrichtung, Druckverteilung und ruckarmer Führung – doch die Bauart des Geschirrs entscheidet mit, wie Kräfte auf die Wirbelsäule übertragen werden.
Wenn ein Hund in die Leine springt und abrupt gestoppt wird, entsteht eine Stoß- oder Stauchbelastung entlang der Wirbelsäule. Je kürzer der Abbremsweg, desto höher die wirkende Kraft. Eine einfache physikalische Abschätzung zeigt, welche Größenordnungen dabei erreicht werden können:
Geschwindigkeit | Abbremsweg | Durchschnittliche Kraft |
---|---|---|
2 m/s (zügiges Gehen) | 10 cm | ≈ 400 N (≈ 2 × Körpergewicht) |
3 m/s (schnelles Anlaufen) | 5 cm | ≈ 1.800 N (≈ 9 × Körpergewicht) |
4 m/s (Sprung ins Geschirr) | 5 cm | ≈ 3.200 N (≈ 16 × Körpergewicht) |
Hinweis: Werte sind Durchschnittskräfte während der Bremsphase; kurzzeitige Spitzen können höher liegen. Entscheidend ist der Abbremsweg: Bereits eine elastische Leine reduziert die Spitzen deutlich.
Solche Kräfte werden nicht nur über Schultern und Brust, sondern auch über die Wirbelsäule und die Bandscheiben abgeleitet. Bei gesunden Hunden kann die Muskulatur diese Belastung meist gut dämpfen. Bei Hunden mit Vorschädigungen, genetischer Disposition (z. B. Dackel, Französische Bulldogge, Cocker Spaniel, Beagle) oder schwacher Rumpfstabilität steigt jedoch das Risiko, dass eine Vorschädigung sich verschlimmert.
Ein Halsband konzentriert den Leinenzug auf die Halswirbelsäule (C1–C7) und die vorderen Halsstrukturen (Trachea, Kehlkopf, Gefäße, Nerven). Studien zeigen, dass bereits geringe Zugkräfte von ca. 20 N den Druck im Bereich der Luftröhre und – über Reflexe – auch den Augeninnendruck signifikant erhöhen. Bildgebende Untersuchungen beschreiben zudem Überstreckung und Kompressionsmomente der unteren Halswirbelsäule bei plötzlichem Zug.
Kernaussage: Zum Führen rückenempfindlicher Hunde sind Halsbänder ungeeignet. Der Zug wird punktuell und mit ungünstigem Hebel auf die HWS übertragen; myofasziale Ketten leiten diese Spannung bis in den thorakolumbalen Übergang weiter.
Ein gut angepasstes Y-Geschirr nimmt den Zug dagegen breitflächig über Brustbein und Thorax auf, entlastet den Hals und erhält die Rückenkinematik weitgehend, sofern es korrekt sitzt. Entscheidend sind Passform und Handling – nicht allein die Bauart.
Hinweis: In meiner Praxis berate ich Sie individuell zur Auswahl und Anpassung geeigneter Y-Geschirre für Hunde mit Rückenproblemen. Auf Wunsch sind passende Modelle von AnnyX erhältlich.
(unbezahlte Werbung da Namensnennung)