Hunde sind Bewegungstiere. Rennen, springen, drehen, bremsen – all das beansprucht ihre Gelenke täglich stark. Doch was passiert, wenn diese Belastung zu groß wird oder ein Gelenk verletzt ist? Häufig beginnt ein stiller Prozess, der am Ende zur Arthrose führt – einer chronischen Gelenkerkrankung, die vielen Hunden Schmerzen bereitet.
In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Knorpel kaum heilen kann, wie daraus Ersatzgewebe und schließlich Arthrose entsteht – und was Sie als Hundehalterin oder Hundehalter dagegen tun können.
Knorpel ist eine glatte, elastische Schicht, die die Gelenkflächen überzieht. Er funktioniert wie ein Stoßdämpfer: Er verteilt den Druck gleichmäßig und sorgt dafür, dass sich die Knochen reibungslos gegeneinander bewegen.
Anders als die meisten Gewebe im Körper wird Knorpel nicht durchblutet. Er bekommt also keine direkte Versorgung über Blutgefäße, sondern wird ausschließlich durch die Gelenkflüssigkeit (Synovia) „ernährt“.
Bewegung ist deshalb lebenswichtig: Nur durch Druck und Entlastung gelangt frische Synovialflüssigkeit in das Gewebe – vergleichbar mit einem Schwamm, der sich beim Zusammendrücken entleert und beim Loslassen wieder mit Flüssigkeit vollsaugt.
Dieser Prozess ist entscheidend: Nur wenn das Gelenk regelmäßig bewegt wird, bleibt der Knorpel elastisch, gut versorgt und widerstandsfähig. Oder einfacher gesagt: Wer rastet, der rostet. Gerade bei Arthrose oder Knorpelschäden bedeutet es deshalb nicht, dass der Hund geschont werden sollte – im Gegenteil: Dosierte, angepasste Bewegung hält die Gelenke funktionsfähig und verhindert, dass der Knorpel weiter verschleißt.
Wenn Knorpel verletzt wird – etwa durch einen Unfall, eine Fehlstellung oder Überlastung – hat der Körper ein großes Problem: Knorpel enthält keine Blutgefäße, und damit fehlen Reparaturzellen, die eine Heilung ermöglichen. Die wenigen vorhandenen Knorpelzellen teilen sich kaum und können nur begrenzt neues Material bilden.
Wenn die Verletzung tief reicht, bis zum Knochen unter dem Knorpel, wandern Blutgefäße und Zellen aus dem Knochen in den Defekt. Diese sind jedoch darauf programmiert, Ersatzgewebe oder Knochen zu bilden – nicht elastischen Knorpel. Das Ergebnis ist hartes, unelastisches Narbengewebe – der Anfang eines degenerativen Kreislaufs.
Dieses Ersatzgewebe verändert die Gelenkmechanik. Das Gelenk wird ungleichmäßig belastet, was zu weiteren Mikroschäden im Knorpel führt. Die darunterliegende Knochenfläche reagiert mit Verdickungen und kleinen Knochenanbauten (Osteophyten) – ein typisches Zeichen beginnender Arthrose.
Arthrose bedeutet also nicht einfach „Abnutzung“, sondern eine Fehlheilung nach Knorpelschäden, die der Körper mangels besserer Möglichkeiten mit Ersatzgewebe und Knochen beantwortet.
Viele Hunde zeigen anfangs nur sehr subtile Symptome. Erst wenn der Prozess weit fortgeschritten ist, fallen deutliche Veränderungen auf:

Wenn diese Symptome auftreten, ist der Knorpel meist schon teilweise abgebaut – aber Physiotherapie kann auch in diesem Stadium noch viel bewirken.
Auch wenn zerstörter Knorpel nicht wieder „nachwächst“, lässt sich die Gelenkfunktion durch gezielte Physiotherapie deutlich verbessern. Ziel ist es, das vorhandene Knorpelgewebe zu schützen, die Ernährung des Gelenks zu fördern und übermäßige Belastungen zu vermeiden.
Regelmäßige, kontrollierte Bewegung hält die Gelenkflüssigkeit in Zirkulation. So wird der Knorpel kontinuierlich mit frischer Synovia versorgt – das hält ihn geschmeidig und belastbar. Besonders geeignet sind passive Mobilisationen, Schwimmen, Unterwasserlaufbandtraining oder ruhige Spaziergänge auf weichem Boden.
Starke Muskulatur stützt das Gelenk und verringert die Druckbelastung auf den Knorpel. Gezieltes Muskelaufbau- und Koordinationstraining ist daher ein zentraler Bestandteil jeder arthrosetherapeutischen Physiotherapie.
Wärme, Kälte, Laser- oder Magnetfeldtherapie können Schmerzen und Entzündungen reduzieren. So kann sich der Hund wieder natürlicher bewegen – was die Gelenke gleichmäßiger belastet.
Jedes zusätzliche Gramm Körpergewicht erhöht den Druck auf die Gelenke erheblich. Ein individuell abgestimmtes Bewegungs- und Ernährungsprogramm ist daher ein wichtiger Bestandteil jeder Therapie.
Knorpel ist ein stiller, aber entscheidender Bestandteil der Gelenkgesundheit. Wenn er einmal geschädigt ist, kann der Körper ihn kaum ersetzen – er greift auf stabileres, aber weniger geeignetes Ersatzgewebe zurück. Genau daraus entsteht die Arthrose.
Doch mit gezielter Bewegung, Muskelaufbau, Schmerzreduktion und einer guten physiotherapeutischen Begleitung lässt sich dieser Prozess deutlich verlangsamen. Das Ziel ist nicht, „heilen“, sondern Lebensqualität und Bewegungsfreude zu erhalten – möglichst lange und schmerzfrei.