Wenn der Knorpel leidet – warum aus Knorpelschäden beim Hund oft Arthrose entsteht

Und wie Physiotherapie hilft, die Gelenke Ihres Hundes lange gesund zu halten

Hunde sind Bewegungstiere. Rennen, springen, drehen, bremsen – all das beansprucht ihre Gelenke täglich stark. Doch was passiert, wenn diese Belastung zu groß wird oder ein Gelenk verletzt ist? Häufig beginnt ein stiller Prozess, der am Ende zur Arthrose führt – einer chronischen Gelenkerkrankung, die vielen Hunden Schmerzen bereitet.

In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Knorpel kaum heilen kann, wie daraus Ersatzgewebe und schließlich Arthrose entsteht – und was Sie als Hundehalterin oder Hundehalter dagegen tun können.


1. Was Knorpel eigentlich ist – und warum er so wichtig ist

Knorpel ist eine glatte, elastische Schicht, die die Gelenkflächen überzieht. Er funktioniert wie ein Stoßdämpfer: Er verteilt den Druck gleichmäßig und sorgt dafür, dass sich die Knochen reibungslos gegeneinander bewegen.

Anders als die meisten Gewebe im Körper wird Knorpel nicht durchblutet. Er bekommt also keine direkte Versorgung über Blutgefäße, sondern wird ausschließlich durch die Gelenkflüssigkeit (Synovia) „ernährt“.

Bewegung ist deshalb lebenswichtig: Nur durch Druck und Entlastung gelangt frische Synovialflüssigkeit in das Gewebe – vergleichbar mit einem Schwamm, der sich beim Zusammendrücken entleert und beim Loslassen wieder mit Flüssigkeit vollsaugt.

Dieser Prozess ist entscheidend: Nur wenn das Gelenk regelmäßig bewegt wird, bleibt der Knorpel elastisch, gut versorgt und widerstandsfähig. Oder einfacher gesagt: Wer rastet, der rostet. Gerade bei Arthrose oder Knorpelschäden bedeutet es deshalb nicht, dass der Hund geschont werden sollte – im Gegenteil: Dosierte, angepasste Bewegung hält die Gelenke funktionsfähig und verhindert, dass der Knorpel weiter verschleißt.


2. Warum Knorpel so schlecht heilt

Wenn Knorpel verletzt wird – etwa durch einen Unfall, eine Fehlstellung oder Überlastung – hat der Körper ein großes Problem: Knorpel enthält keine Blutgefäße, und damit fehlen Reparaturzellen, die eine Heilung ermöglichen. Die wenigen vorhandenen Knorpelzellen teilen sich kaum und können nur begrenzt neues Material bilden.

Wenn die Verletzung tief reicht, bis zum Knochen unter dem Knorpel, wandern Blutgefäße und Zellen aus dem Knochen in den Defekt. Diese sind jedoch darauf programmiert, Ersatzgewebe oder Knochen zu bilden – nicht elastischen Knorpel. Das Ergebnis ist hartes, unelastisches Narbengewebe – der Anfang eines degenerativen Kreislaufs.


3. Vom Knorpelschaden zur Arthrose

Dieses Ersatzgewebe verändert die Gelenkmechanik. Das Gelenk wird ungleichmäßig belastet, was zu weiteren Mikroschäden im Knorpel führt. Die darunterliegende Knochenfläche reagiert mit Verdickungen und kleinen Knochenanbauten (Osteophyten) – ein typisches Zeichen beginnender Arthrose.

Arthrose bedeutet also nicht einfach „Abnutzung“, sondern eine Fehlheilung nach Knorpelschäden, die der Körper mangels besserer Möglichkeiten mit Ersatzgewebe und Knochen beantwortet.


4. Typische Anzeichen von Arthrose beim Hund

Viele Hunde zeigen anfangs nur sehr subtile Symptome. Erst wenn der Prozess weit fortgeschritten ist, fallen deutliche Veränderungen auf:

  • Steifheit nach Ruhephasen („Anlaufschwierigkeiten“)
  • Lahmheit, die nach Belastung stärker wird
  • Schonhaltungen oder veränderte Gangbilder
  • Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Treppensteigen
  • Weniger Spielfreude und Bewegungsdrang
  • Lecken und Knabbern immer wieder an den selben Stellen (Hüfte, Ellenbogen...)
Hund mit Arthrose, der sich die schmerzenden Gelenke leckt, braucht Physiotherapie
Hund mit Arthrose leckt sich schmerzende Geelenke

Wenn diese Symptome auftreten, ist der Knorpel meist schon teilweise abgebaut – aber Physiotherapie kann auch in diesem Stadium noch viel bewirken.


5. Wie Physiotherapie hilft, Knorpel und Gelenke zu schützen

Auch wenn zerstörter Knorpel nicht wieder „nachwächst“, lässt sich die Gelenkfunktion durch gezielte Physiotherapie deutlich verbessern. Ziel ist es, das vorhandene Knorpelgewebe zu schützen, die Ernährung des Gelenks zu fördern und übermäßige Belastungen zu vermeiden.

Bewegung nährt den Knorpel

Regelmäßige, kontrollierte Bewegung hält die Gelenkflüssigkeit in Zirkulation. So wird der Knorpel kontinuierlich mit frischer Synovia versorgt – das hält ihn geschmeidig und belastbar. Besonders geeignet sind passive Mobilisationen, Schwimmen, Unterwasserlaufbandtraining oder ruhige Spaziergänge auf weichem Boden.

Muskeln schützen die Gelenke

Starke Muskulatur stützt das Gelenk und verringert die Druckbelastung auf den Knorpel. Gezieltes Muskelaufbau- und Koordinationstraining ist daher ein zentraler Bestandteil jeder arthrosetherapeutischen Physiotherapie.

Schmerzlinderung und Entzündungshemmung

Wärme, Kälte, Laser- oder Magnetfeldtherapie können Schmerzen und Entzündungen reduzieren. So kann sich der Hund wieder natürlicher bewegen – was die Gelenke gleichmäßiger belastet.

Gewichtskontrolle

Jedes zusätzliche Gramm Körpergewicht erhöht den Druck auf die Gelenke erheblich. Ein individuell abgestimmtes Bewegungs- und Ernährungsprogramm ist daher ein wichtiger Bestandteil jeder Therapie.


6. Was Sie als Hundehalterin oder Hundehalter tun können

  • Achten Sie auf gleichmäßige Bewegung statt auf Sprünge und ruckartige Stopps.
  • Vermeiden Sie Übergewicht – jedes Gramm zählt.
  • Wärme hilft bei chronischen Beschwerden, Kälte bei akuten Entzündungen.
  • Planen Sie regelmäßige physiotherapeutische Kontrollen ein – besonders bei älteren Hunden oder nach Verletzungen.
  • Vermeiden Sie Rutschgefahren im Alltag, zum Beispiel, indem Sie in der Wohnung Teppichläufer auf den am meisten frequentierten Laufstrecken auslegen.

Fazit

Knorpel ist ein stiller, aber entscheidender Bestandteil der Gelenkgesundheit. Wenn er einmal geschädigt ist, kann der Körper ihn kaum ersetzen – er greift auf stabileres, aber weniger geeignetes Ersatzgewebe zurück. Genau daraus entsteht die Arthrose.

Doch mit gezielter Bewegung, Muskelaufbau, Schmerzreduktion und einer guten physiotherapeutischen Begleitung lässt sich dieser Prozess deutlich verlangsamen. Das Ziel ist nicht, „heilen“, sondern Lebensqualität und Bewegungsfreude zu erhalten – möglichst lange und schmerzfrei.